Sommerspiele: „Amphitryon“ zwischen Sinnlichkeit und Kunst

"Amphitryon" bei den Sommerspielen Perchtoldsdorf 2024 vor der traumhaften Kulisse der Burg.

Larissa Fuchs als Alkmene mit Amphitryon/Jupiter, gespielt von Jakob Seeböck, und seiner im Wasser treibenden Spiegelgestalt, faszinierend verkörpert von Miguel Ángel Collado.

Dass Theater mehr sein kann, ja muss, als das gesprochene Wort in einer Kulisse, machte die Premiere von Heinrich von Kleists „Amphitryon“ im Perchtoldsdorfer Burghof deutlich. Alexander Paul Kubelka startete in seine zweite Perchtoldsdorfer Saison nicht nur als Intendant und Regisseur, sondern zeichnete auch für das Bühnenbild mit seinen beeindruckenden Steinplastiken von eigener Hand verantwortlich. 

Über dem Wasser schwebende Steinplastiken 

Die weißmarmornen Körper schienen auf einer Wasserfläche zu schweben, die von Nico Kraeima-Stix in entrückte Lichtstimmungen eingehüllt und durch die geradezu sphärische Bühnenmusik von Anton Iakhontov alias Patrick K.-H. dramatisch akzentuiert wurden. 

Gregor Seberg tarierte als sympathisch-komödiantischer Diener Sosias das dynamische Spiel von Jakob Seeböck aus. Er verlieh der Titelrolle des siegverwöhnten Feldherrn Amphitryon und Gottes Jupiter dynamische Überzeugungskraft. Seeböcks Spiel wurde durch den ausdrucksvollen Tanz von Miguel Ángel Collado kunstvoll gespiegelt. Kajetan Dick stellte den Merkur dar, Daniela Golpashin gab eine geerdete Charis.

Kaleidoskopischer Theaterabend 

Larissa Fuchs überzeugte als vielschichtige Alkmene, die nicht an der Oberfläche blieb, wie eine Szene als bildende Künstlerin, die mit der Schleifmaschine eine Skulptur zurechtpoliert, suggerieren könnte. Vielmehr holte sie Kleists Sprache ins Heute und legte die weibliche Hauptrolle als präsente wie selbstbewusste und damit sehr heutige junge Frau an. Intensiver Premierenapplaus rundete einen kaleidoskopischen Theaterabend ab, der bis einschließlich 27. Juli erlebt werden kann: https://shop.eventjet.at/sommerspiele

Seit 1976 widmen sich die Perchtoldsdorfer Sommerspiele vor der Kulisse der mittelalterlichen Herzogsburg bedeutenden Stoffen der Theaterliteratur. Der antike „Amphitryon“-Stoff stand bereits 1995 in der Bearbeitung von Peter Hacks auf dem Spielplan. Intendant Alexander Paul Kubelka, der im Vorjahr den „Don Quijote“ inszenierte, knüpft mit diesem Erfolg an die Tradition an, Perchtoldsdorf als „erste Adresse des Theatersommers“ zu positionieren 

28.06.2024